ChorusConventus - Chorwochenende im Kloster St. Urban
24. Oktober 2021, 17 Uhr, Klosterkirche St. Urban
«Barockmusik aus Dresden»
Programm
Johann Adolph Hasse
(1699-1783): Sinfonia g-Moll op. 5 Nr. 6
Allegro – Andante
Jan Dismas Zelenka
(1679-1745): Magnificat in C
1. Magnificat anima mea Dominum (Solo-Sopran und Chor)
2. Esurientes implevit bonis (Solo-Sopran)
3. Magnificat/Gloria (Solo-Sopran und Chor)
4. Amen (Chor)
Johann David
Heinichen
(1683-1729): Concerto in e-Moll
für 2 Oboen, Streicher und Bc.
Vivace – Adagio –
Allegro
Johann Adolph Hasse:
Miserere in c-Moll
1. Miserere mei Deus (Soli und Chor)
2. Tibi soli peccavi (Bass-Solo)
3. Ecce enim (Soli und Chor)
4. Libera me (Sopran- und Alt-Solo)
5. Quonima si voluisses (Sopran-Solo)
6. Benigne fac (Chor)
7. Gloria Patri (Alt-Solo)
8. Sicut erat – Amen (Chor)
Besetzung
Kathrin Hottiger, Sopran; Judith Lüpold, Alt; Markus Barth, Tenor; Thomas
Fluor, Bass
Barockorchester Grenzklang
Mojca Gal, Barockvioline & Konzertmeisterin
Emilie Mory, Javier Lopez Sanz, Melanie Kind, Anna Liza
Rogers & Vitaly Shestakov, Barockvioline
Annette Kappeler & Sophia Binggeli, Barockviola
Sabina Weyermann &
Esther Fluor, Barockoboe
Bruno Hurtado Gosalvez, Barockcello; Nikolaus Broda,
Barockfagott
Dina
Kehl, Violone;
Rainer Walker, Orgel
Chorus Conventus (Registereinstudierung Theresa Lehmann)
Sopran |
||
Dreier Hediger |
Ursula |
Olten |
Egger Marti |
Silja |
Hägendorf |
Hofer |
Barbara |
Horriwil |
Imholz |
Barbara |
Rumisberg |
Meyer |
Ursula |
Aarberg |
Moor Meier |
Erika |
Gretzenbach |
Ryser |
Monica Maria |
Solothurn |
Schwegler |
Brigitta |
Zofingen |
Spörri |
Cordula |
Zürich |
Alt |
||
Berger |
Margareta |
Brügglen |
Bumbacher |
Daniela |
Spreitenbach |
Egg-Meier |
Verena |
Rothrist |
Fierz Salzmann |
Bettina |
Zürich |
Grimm |
Priska |
Langendorf |
Hagmann |
Mirjam |
Bennwil BL |
Hess |
Andrea |
Langenthal |
Hilfiker Hefti |
Rosmarie |
Schönenwerd |
Küpfert |
Claudia |
Wangen bei Olten |
Kurth-Bürgi |
Beatrice |
Affoltern i. E. |
Oetterli |
Rosmarie |
Solothurn |
Studer |
Andrea |
Küttigkofen |
Tenor |
||
Barth |
Markus |
Solothurn |
Felix |
Armin |
Solothurn |
Imholz |
Martin |
Rumisberg |
Meier |
Paul |
Rapperswil |
Nyffeler |
Jörg |
Wangen bei Olten |
Bass |
||
Berger |
Peter |
Brügglen |
Magarò |
Michael |
Bern |
Oetterli |
Martin |
Solothurn |
Peter |
Franz |
Lohn-Ammannsegg |
Rüedi |
Urs |
Zürich |
Schwarz |
Hannes |
Spreitenbach |
Spörri |
Karl Wolfgang |
Hünenberg See |
Strub |
Martin |
Oekingen |
Patrick Oetterli, Leitung
Barockmusik aus Dresden
Unter den Herrschern August der Starke (1670-1733) und seinem Sohn August
III. (1695-1763) entwickelte sich Dresden zu einer führenden Kulturmetropole
nördlich der Alpen. Die beiden herrschenden warfen Unsummen für den
Kulturbetrieb auf und trieben ihre Aktivitäten auf diversen Kunstgebieten,
ganz besonders aber auf dem der Oper, auf die Spitze. Zahlreiche berühmte
Musikerinnen und Musiker vor allem aus Italien fanden so den Weg und eine
Anstellung am kurfürstlichen Hof in „Elbflorenz“.
So wurde Johann David Heinichen – Thomasschüler, in seiner Laufbahn
bekannt mit Schelle, Krieger, Telemann, Keiser und auf Italienreisen mit
Lotti, Albinoni, Marcello und Vivaldi –
1716 zum königlich-polnischen und kurfürstlich-sächsischen Kapellmeister
ernannt. Er komponierte zahlreiche geistliche, weltliche und
Instrumentalwerke und war Lehrer von Pisendel und Quantz. An Tuberkulose
leidend musste er sich öfters von Jan Dismas Zelenka vertreten lassen.
Jan Dismas Zelenka, gebürtiger Böhme, kam 1710 nach Dresden und bekleidet
die Stelle als vielseitiger Streicher in der kurfürstlichen Hofkapelle,
studierte Komposition bei Fux in Wien und bewarb sich nach Heinichens frühem
Tod 1729 für dessen Kapellmeisterstelle, hatte jedoch gegenüber Johann
Adolph Hasse das Nachsehen. Als Hofkomponist und Kirchen-Compositeur blieb
er trotzdem bis zu seinem Tod 1745 in Dresden und hinterlässt ein reiches
Werk vor allem an geistlichen Kompositionen. Mit der Bewegung der
historischen Aufführungspraxis Ende des 20. Jahrhunderts und der
Wiederentdeckung zahlreicher alter Meister erleben auch Zelenkas Werke eine
Renaissance und werden in Fachkreisen und bei Musizierenden wegen Ihrer
kühnen, in die Zukunft weisenden Tonsprache hochgeschätzt.
Ganz anders verhält es sich mit der Musik Johann Adolph Hasses. Dieser ist –
zusammen mit seiner Frau, der gefeierten Primadonna Faustina Bordoni – der
Star in Dresden und auf dem europäischen Musikkarussell des Hoch- und
Spätbarocks. Schon zu seinen frühen Zeiten in Italien feiert der als divino
Sassone (göttlicher Sachse) bezeichnete Hasse Triumphe, bevor er 1733
Zelenka die Stelle in Dresden wegschnappt, die Hasse ein fürstliches
Auskommen beschert, verbunden mit weitreichenden Reiseprivilegien, um
Aufträgen und Auftritten in den damaligen Musikzentren nachzukommen. Hasses
Paradegattung ist die Opera seria – mythischer Stoff, Aneinanderreihung von
Seccorezitativen und Arien, die die Virtuosität der auftretenden Stars ins
beste Licht rückt, aufgelockert mit wenigen Ensembles und Chören. Diese die
Schönheit des Gesangs (Belcanto) zelebrierende Kompositionsweise prägt auch
Hasses geistliches Werk und erklärt, weshalb das an Karfreitag ertönende
Miserere, immerhin ein Busspsalm mit bedenkenswertem Text, so lieblich
klingt. Mit Ausbruch des siebenjährigen Kriegs findet Hasses Karriere und
der ganze Pomp in Dresden ein jähes Ende. Auch Hasses Musikstil, den der
Komponist zur Hochblühte führt, der aber nichts Zukunftsweisendes in sich
trägt, kommt mit den gesellschaftlichen und damit auch kulturellen
Umwälzungen des ausgehenden 18. Jahrhunderts aus der Mode. Während Hasses
Opern bis heute kaum auf die Spielpläne zurückgefunden haben, erfreuen wir
uns wenigstens zunehmend an seiner geistlichen Musik.