Kritik März 2013 

 
 
 
 
 

Kritik Dezember 2013 

Solothurner Vokalisten führten das «Weihnachtsoratorium» in der Johanneskirche Trimbach auf

Peter Kaufmann

Es ist wohl eine der berühmtesten geistlichen Kompositionen und ein Meisterwerk der Barockzeit: Im Mittelpunkt des «Weihnachtsoratoriums» steht die biblische Geschichte der Geburt Jesu. In den Rezitativen erzählt denn auch ein Evangelist auf der Grundlage der Schriften von Lukas und Matthäus vom Kindlein im Stall von Nazareth, von der Anbetung der Hirten und dem Besuch der Könige aus dem Morgenland, aber auch von der Hinterlist des Herodes, der nach der Geburt des Erlösers um seine weltliche Macht bangt. «Jauchzet, frohlocket» ist die erste Kantate des Oratoriums überschrieben. Christi Geburt ist indes nicht nur Grund zum Frohlocken, sondern auch Anlass zur Besinnung. Gesungen wird in den Arien und Chorälen von der Liebe und vom Trost des Gottessohnes, von Mitleid und Erbarmen, von Tod und Erlösung, von Falschheit und sogar von Rache – kurz, die ganze Fülle des menschlichen Lebens breitet sich aus.

Zwei-Stunden-Konzert

Das «Weihnachtsoratorium» gehört in vielen Kirchen und Konzertsälen unverbrüchlich zur Adventszeit. Genau genommen aber wären die Kantaten in der Zeit zwischen dem ersten Weihnachtstag und dem Fest der Drei Könige aufzuführen. Johann Sebastian Bach hat diese einmalige Kirchenmusik 1734/35 in Leipzig in sechs Gottesdiensten erstmals erklingen lassen. Freilich hat er das Werk nicht von Grund auf neu komponiert. Thomaskantor Bach verwendete, wie es damals gängige Praxis war, etliche Melodien aus früheren, weltlichen Kompositionen und gab ihnen einen neuen geistlichen Text.

Vier der sechs Oratoriums-Kantaten brachten die Solothurner Vokalisten in ihrem Trimbacher Konzert zur Aufführung. Neben der ersten Kantate erklangen auch die Teile III «Herrscher des Himmels, erhöre das Lallen» und VI «Herr, wenn die stolzen Feinde schnauben», alle drei musikalisch durch die Grundtonart D-Dur und die Besetzung des Kammerorchesters eng miteinander verbunden. Teil V «Ehre sei dir, Gott, gesungen» passte inhaltlich gut zum Abschluss des Musikwerkes. Unter der präzisen Leitung des Solothurner Dirigenten, Sängers und Musikpädagogen Patrick Oetterli ergab sich so ein zweistündiges, gehaltvolles Konzert ohne Pause. Durchaus ein stolzes Unterfangen für einen Laienkammerchor: Die über 30 Sängerinnen und Sänger der Solothurner Vokalisten erwiesen sich in den Chorälen des populären Kirchenmusik-Meisterwerks als homogener Klangkörper. Sorgsam unterstützt wurden sie vom Ensemble Musica Poetica aus Freiburg im Breisgau. Das Ensemble mit Konzertmeisterin Andrea Bergmann ist auf alte Musik spezialisiert und spielt auf historischen Instrumenten – besonders eindrücklich war der Klang der Posaunen und Trompeten.

Überzeugende Solisten

Reizvoll am «Weihnachtsoratorium» sind auch die Aufgaben für die Solisten. Ausserordentlich überzeugend wirkte Hans-Jürg Rickenbacher. Der in Basel unterrichtende Sänger verfügt über einen hellen, kräftigen Tenor, der mit seinen Arien und den Rezitativen als Evangelist den grossen Kirchenraum auszufüllen wusste. Die deutsche Altistin Ulrike Andersen, international als Oratoriensängerin gefragt, brillierte ebenfalls.

Nicht minder bestechend waren aber auch der Basler Bariton Sebastian Mattmüller, den wohl viele als Sprecher des Hörbuches «Blösch» kennen, sowie die Sopranistin Almut Teichert-Hailperin, die ebenfalls in Basel unterrichtet. Alles in allem: ein Weihnachtserlebnis von hoher Qualität.

Die Solothurner Vokalisten erwiesen sich in den Chorälen dieses Meisterwerks als homogener Klangkörper.

Das Weihnachtskonzert der Solothurner Vokalisten mit dem Ensemble Musica Poetica Freiburg. Die Aufführung des Weihnachtsoratorium BWV 248 nach Johann Sebastian Bach stimmte die Besucher besinnlich auf die Weihnacht ein. Foto: Markus Müller

Dieser Artikel erschien in der Ausgabe vom 23.12.2013.

 

zurück