Solothurner Vokalisten führten das «Weihnachtsoratorium» in der
Johanneskirche Trimbach auf
Peter Kaufmann
Es ist wohl eine der berühmtesten geistlichen Kompositionen und
ein Meisterwerk der Barockzeit: Im Mittelpunkt des
«Weihnachtsoratoriums» steht die biblische Geschichte der Geburt
Jesu. In den Rezitativen erzählt denn auch ein Evangelist auf
der Grundlage der Schriften von Lukas und Matthäus vom Kindlein
im Stall von Nazareth, von der Anbetung der Hirten und dem
Besuch der Könige aus dem Morgenland, aber auch von der
Hinterlist des Herodes, der nach der Geburt des Erlösers um
seine weltliche Macht bangt. «Jauchzet, frohlocket» ist die
erste Kantate des Oratoriums überschrieben. Christi Geburt ist
indes nicht nur Grund zum Frohlocken, sondern auch Anlass zur
Besinnung. Gesungen wird in den Arien und Chorälen von der Liebe
und vom Trost des Gottessohnes, von Mitleid und Erbarmen, von
Tod und Erlösung, von Falschheit und sogar von Rache – kurz, die
ganze Fülle des menschlichen Lebens breitet sich aus.
Zwei-Stunden-Konzert
Das «Weihnachtsoratorium» gehört in vielen Kirchen und
Konzertsälen unverbrüchlich zur Adventszeit. Genau genommen aber
wären die Kantaten in der Zeit zwischen dem ersten Weihnachtstag
und dem Fest der Drei Könige aufzuführen. Johann Sebastian Bach
hat diese einmalige Kirchenmusik 1734/35 in Leipzig in sechs
Gottesdiensten erstmals erklingen lassen. Freilich hat er das
Werk nicht von Grund auf neu komponiert. Thomaskantor Bach
verwendete, wie es damals gängige Praxis war, etliche Melodien
aus früheren, weltlichen Kompositionen und gab ihnen einen neuen
geistlichen Text.
Vier der sechs Oratoriums-Kantaten brachten die Solothurner
Vokalisten in ihrem Trimbacher Konzert zur Aufführung. Neben der
ersten Kantate erklangen auch die Teile III «Herrscher des
Himmels, erhöre das Lallen» und VI «Herr, wenn die stolzen
Feinde schnauben», alle drei musikalisch durch die Grundtonart
D-Dur und die Besetzung des Kammerorchesters eng miteinander
verbunden. Teil V «Ehre sei dir, Gott, gesungen» passte
inhaltlich gut zum Abschluss des Musikwerkes. Unter der präzisen
Leitung des Solothurner Dirigenten, Sängers und Musikpädagogen
Patrick Oetterli ergab sich so ein zweistündiges, gehaltvolles
Konzert ohne Pause. Durchaus ein stolzes Unterfangen für einen
Laienkammerchor: Die über 30 Sängerinnen und Sänger der
Solothurner Vokalisten erwiesen sich in den Chorälen des
populären Kirchenmusik-Meisterwerks als homogener Klangkörper.
Sorgsam unterstützt wurden sie vom Ensemble Musica Poetica aus
Freiburg im Breisgau. Das Ensemble mit Konzertmeisterin Andrea
Bergmann ist auf alte Musik spezialisiert und spielt auf
historischen Instrumenten – besonders eindrücklich war der Klang
der Posaunen und Trompeten.
Überzeugende Solisten
Reizvoll am «Weihnachtsoratorium» sind auch die Aufgaben für die
Solisten. Ausserordentlich überzeugend wirkte Hans-Jürg
Rickenbacher. Der in Basel unterrichtende Sänger verfügt über
einen hellen, kräftigen Tenor, der mit seinen Arien und den
Rezitativen als Evangelist den grossen Kirchenraum auszufüllen
wusste. Die deutsche Altistin Ulrike Andersen, international als
Oratoriensängerin gefragt, brillierte ebenfalls.
Nicht minder bestechend waren aber auch der Basler Bariton
Sebastian Mattmüller, den wohl viele als Sprecher des Hörbuches
«Blösch» kennen, sowie die Sopranistin Almut Teichert-Hailperin,
die ebenfalls in Basel unterrichtet. Alles in allem: ein
Weihnachtserlebnis von hoher Qualität.
Die Solothurner Vokalisten erwiesen sich in den Chorälen dieses
Meisterwerks als homogener Klangkörper.
Das Weihnachtskonzert der Solothurner Vokalisten mit dem
Ensemble Musica Poetica Freiburg. Die Aufführung des
Weihnachtsoratorium BWV 248 nach Johann Sebastian Bach stimmte
die Besucher besinnlich auf die Weihnacht ein. Foto: Markus
Müller
Dieser Artikel erschien in der Ausgabe vom 23.12.2013.
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