Das Ensemble «glarean», die Solothurner
Vokalisten und das Grenzklang Barockorchester haben unter der Leitung
von Patrick Oetterli die Messe in h-moll von Johann Sebastian Bach
dargeboten. Foto Martin Baumgartner
Freitag, 20. Dezember 2019, Willisauer Bote, Nr. 101 Wiggertal 16
Eine musikalische Glanzleistung
ST. URBAN Es ist eine schöne
Tradition geworden, dass zum Abschluss und Höhepunktdes
Konzertjahres in der Klosterkirche ein grossesWerk der
Musikgeschichte aufgeführt wird. Auch dieses Jahr wurde keine
Ausnahme von dieser ungeschriebenen Regel gemacht, im Gegenteil.
Am vergangenen Sonntag wurde in der Klosterkirche St. Urban die Messe
in h-moll von Johann Sebastian Bach dargeboten. Nach Meinung aller
Fachleute wie von Kennern und Liebhabern handelt es sich bei
dieser Komposition unbestreitbar um eines der bedeutendsten Werke
der Musikgeschichte. Bach hat an seinem Meisterwerk insgesamt
mehrere Jahrzehnte gearbeitet und es erst kurz vor seinem Tod
fertiggestellt, und trotzdem hört es sich an, als sei es aus einem
Guss geschaffen. Zu seinen Lebzeiten ist es aber wohl nie in ganzer
Länge aufgeführt worden. Eine zwei Stunden dauernde Reise Das
Ensemble «glarean», die Solothurner Vokalisten und das Grenzklang
Barockorchester haben sich zusammengetan und die Herausforderung
angenommen, dieses monumentale Werk unter der Leitung von Patrick
Oetterli insgesamt dreimal aufzuführen, einmal davon, am
vergangenen Sonntag, in St. Urban. Gleich von den ersten Takten an
wird man in den Bann des einzigartigen Oeuvres gezogen. Das «Kyrie
eleison», «Herr, erbarme dich», ist gleichsam der Beginn einer zwei
Stunden dauernden Reise, die einen in andere, höhere Sphären führt.
Es folgen die weiteren Stationen der katholischen Messe, Gloria,
Credo, Sanctus und Agnus Dei, welche den Sängerinnen und Sängern
wie auch den Musikerinnen und Musikern alles abverlangen. Doch
haben sie all die Klippen und die heiklen Passagen mit Bravour und
mit einer scheinbaren Leichtigkeit bewältigt, die von einer
immensen Hochachtung dem Komponisten und dem Werk gegenüber
zeugen. Beispielhaft erwähnt seien hierzu etwa das «Qui sedes at
dexteram patris», welches von Madeleine Merz hervorragend
interpretiert wurde, oder das unerhört dichte «Crucifixus» und das
darauf folgende strahlende «Et resurrexit », welches die
überschäumende Freude über die Auferstehung des Herrn zum Ausdruck
bringt. Nicht zu
vergessen sind auch die historischen
oder nach
historischem Vorbild nachgebauten
Instrumente des Grenzklang
Barockorchesters, welche durch ihren
speziellen Klang ein Hörerlebnis der besonderen Art bieten, man denke
etwa an das Waldhorn oder die Oboe d'Amore. Zeitlose Kunst Die Wirkung
eines Musikstücks hängt auch immer von der Umgebung ab, in der es
gespielt wird. Und so hat der prächtige Raum der ehemaligen
Klosterkirche das Seinige zum Kunstgenuss beigetragen; denn wo käme die
ganze Schönheit eines Werks wie der Messe in h-moll von Johann Sebastian
Bach besser zur Geltung als in einer Barockkirche wie derjenigen von St.
Urban? Musik und Architektur gehen eine ästhetische Symbiose ein und
sind der Beweis dafür, dass grosse Kunst die Jahrhunderte überdauert und
eigentlich zeitlos ist. Zum Schluss spendete das begeisterte
Publikum in der ausverkauften Klosterkirche St. Urban einen