Kritik Dezember 2007 
 
Solothurner Zeitung, 4.12.07
 
 

Allerhand Einheimisches

Jesuitenkirche Kammerorchester und Vokalisten traten gemeinsam auf

Das Adventskonzert bestand vor allem aus Kompositionen, die Wurzeln im oder Beziehungen zum Kanton Solothum haben. Kammerorchester und Vokalisten trafen eine interessante Auswahl.

GUNDI KLEMM

Nicht nur das graue Wetter am ersten Adventssonntag, sondern auch die Programmgestaltung trug dazu bei, dass die Jesuiten­kirche gut besucht war. Das Gemeinschaftskonzert der beiden Ensembles hatte am Vortag in Hauenstein-Ifenthal stattgefunden, der sonst übliche Premierendruck entfiel. Vielleicht war dies der Grund, dass die Aufführung so entspannt verlief. Der fein modulierte Gesamtklang im eröffnenden, dreisätzigen «Weihnachtskonzert C-Dur» von Francesco Manfredini (1684-1762) -mit Farbtupfern der Solo-Violine von Konzertmeisterin Franziska Grütter - gefiel ausserordentlich.

Aus Solothurnerlanden

Danach folgte von der Empore die A-cappella-Chprdarbietung der Solothurner Vokalisten unter der Leitung von Patrick Oetterli. Die in vielen Bereichen erfolgrei­che Oltner Familie Munzinger hatte auch starke musikalische Talente. Aufgeführt wurde von Eduard Munzinger (1831-1899) der Chorsatz «Noel». Von seinem Onkel Ulrich (1787-1876), einem grossen Förderer des Gesangswesens, ein «Weihnachtslied». Danach erklang vom in Matzendorf geborenen Tonschöpfer Casimir Meister (1869-1941) «Joie de Noel». Reizvoll dabei der Wechsel zwischen Ansingegruppe und Grosschor. Die kurze Intonationsunsicherheit sei den Männerstimmen verziehen.

Danach war wieder das im Al­tarraum platzierte Kammerorchester an der Reihe mit einem Werk des aus Courtelary stammenden Paul Miche (1886-1960). Seine Beziehung zum Kanton Solothurn bestand in der Freundschaft zu Richard Flury, dem Vater des langjährigen SKO-Leiters. Urs Joseph Flury hat das 1911 geschriebene Werk «Noel passe» instrumentiert. An Dino Ghisalberti (1891-1949) erinnerte das «Intermezzo natalizio» betitelte Werk aus dem Jahr 1929. Geboren in Bergamo, liess sich der mit vielen Auszeichnungen versehene Cellist 1922 in Solothurn nieder und wirkte als Musiklehrer und Orchestermitglied. Richard Flury würdigte den Schöpfer zahlreicher Werke in seinen Lebenserinnerungen. Danach kam «Vater» Richard (1896-1967) selbst musikalisch zu Wort mit «Weihnachten», das Sohn Urs Joseph gleichfalls instrumentiert hatte. Bei allen drei, frühimpressionistischen Kompositionen herrschte der Charakter friedvoller Klanglandschaften vor.

Chor, Orgel und Orchester

Der Chor und die von Bruno Eberhard gespielte Kleinorgel vereinigten sich klanglich zu «Machet die Tore weit», einem Chorsatz nach Psalm 24 von Viktor Munzinger (1798-1862). Nach einem Gedicht von Brassel hatte Casimir Meister, der vor allem mit dem vertonten Reinhart-Text «D Zyt isch do» unvergessen bleibt, den «Weihnachtsstern» für Chor ohne Begleitung komponiert. Er schuf dem romantischen Inhalt entsprechend eine berührende Liedkomposition. Den Abschluss des festlichen Adventskonzerts setzte der mehrteilige Messgesang zu Ehren von Maria «Salve Regina» von Joseph Haydn (1732-1809). Neben dem fein dosierten Fundament durch die Streicher gefiel im mehrteiligen Lobgesang auch die fantasievoll agierende Orgel. Das nach dem reichen Beifall in Latein gesungene «Herbei, o ihr Gläubigen» erdete alle Zuhörenden wieder im Jetzt und Hier.

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