Kritik Mai 2007 Konzert Solothurn 
 
Berner Zeitung, 16. Mai 2007

Romantische Raritäten

Das schweizerische Musikschaffen der Spätromantik hält viele noch wenig bekannte Schätze bereit. Im Langenthaler Zwinglihaus haben die Neuen Solothurner Vokalisten und das Jugendorchester «la pianta» einige davon geborgen.

Es hätten mehr Zuhörer im Langenthaler Zwinglihaus Platz gefunden. Aber wer kam, erlebte staunend, wie tiefgründig die Komponisten Emil Munzinger, der immer noch schaffende Alban Roetschi und vor allem Hans Huber – sie alle haben einen Bezug zu Solothurn – sich in geistlichen Werken als Spätromantiker mitteilen, aber thematisch viel freier vorgehen.

Dabei setzten sich die Komponisten auch mit zeitgenössischen Texten auseinander. So auch im von Alban Roetschi vertonten «Gottes Lob» von Kurt Marti: Es wurde mit den fein anhebenden Streichern des «Pianta»-Orchesters unter der Leitung von Christoph Weibel zum erwartungsfrohen Eingangstor in den Abend.

Dynamische Prägnanz

Von Anfang an gelang es Patrick Oetterli in seiner subtilen Leitung, den stimmungstragenden, lebendig geformten Instrumentalpart in den vokalen Fluss seiner Neuen Solothurner Vokalisten einzubinden. Dies in so homogener Weise, dass die besondern Qualitäten seines Kammerchors prägnant hervortraten.

Jedes Register wurde zum profiliert gestaltenden Element in einem hochdynamischen Gesamtklang, dem man nur einen grösseren Raum hätte wünschen mögen.

Vielschichtiger Höhepunkt

Einem expressiven Spiegelbild des Chors entsprachen die vier Gesangssolisten Theresa Lehmann (Sopran), Barbara Erni (Alt), Andreas Jaeggi (Tenor) und Martin Kronthaler (Bariton), deren hohes Potenzial im 138.Psalm von Munzinger voll zum Tragen kam.

Dennoch empfand man als eigentliche Höhepunkte dieses Abends den harmonisch vielschichtig sich entfaltenden «Weihegesang» von Hans Huber, in dem sich nebst Holz- und Blechbläsern noch Organist Bruno Eberhard zum Orchester fügte, sowie die von den Streichern mit vibrierender Sensibilität nachvollzogene «Sommernacht» nach Gottfried Keller von Schoeck. Heinz Kunz

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