Entdeckungsreise
durch das Werk dreier Solothurner Komponist
Franziskanerkirche Werke von Roetschi, Munzinger und Huber
Die
Neuen Solothurner Vokalisten und das Orchester la pianta hatten am Samstag
einen gemeinsamen Auftritt.
Geboten
wurde ein hoch stehendes Konzert, mit Werken verschiedener Schweizer
Komponisten.
WALTER
GFELLER
Ein
musikalisch hoch stehendes Konzert in der Franziskanerkirche Solothurn war
Chorwerken der drei Solothurner Komponisten Alban Roetschi, Emil Munzinger
und Hans Huber gewidmet. Zwei von ihnen, Roetschi und Munzinger, sind
begabte Epigonen, deren Werke man gerne kennen lernt; Hans Huber hingegen
darf, obwohl erst langsam der Vergessenheit entrissen, als Spätromantiker
von europäischem Rang gelten.
Zu
Beginn des Konzertes mit den Neuen Solothurner Vokalisten unter Patrick
Oetter-li erklang von Alban Roetschi (geboren 1922) «Gottes Lob» nach
Texten des Dichterpfarrers Kurt Marti. Die Form der Kantate benützt
Roetschi, um mit «barocken» Begleitfiguren und «romantischer» Melodieführung
bewusst eine alte, musikalisch bewährte Klangwelt neu zu gestalten. Der
Chor bewies mit seiner Stimmkultur und einer klaren Diktion sein hohes
Niveau, was der «odem»-Kantate sowie den folgenden Chorwerken sehr
zugute kam. Harmonisch fügten sich die Solisten Theresa Lehmann, Sopran,
Barbara Erni, Alt, und Andreas Jaeggi, Tenor, im dritten Teil zum
Streichorchester und dem Chor
ein. Das Orgel-Continuo, im Orchester
platziert, betreute Domorganist Bruno Eberhard.
Unverkennbar
ist die geistige Verwandtschaft der «odem»-Kantate zur Vertonung des
138. Psalms von Emil Munzinger (1821-1876). Munzinger gliedert den
Psalmtext in Chor- und Solopartien auf. Der Beginn mit Chor und Orchester
führt in die von J.S. Bach inspirierten Begleitfiguren, welche nun mit
einer durchaus romantischen Melodieführung und Harmonik unterlegt sind -
eine Praxis, wie man sie von Mendelssohns grossen 'Oratorien her kennt.
Aufhorchen Hess hier das Rezitativ des Tenors Andreas Jaeggi, welcher mit
seiner wohlklingenden Stimme geschickt durch alle Tonartwechsel «Es
danken dir, Herr, alle Könige auf Erden» besang. Eine grossartige Fuge
schloss die Vertonung des 138. Psalms ab.
Der
vertonte 8. Psalm Opus l von Hans Huber (1852-1921) für Chor, Solisten,
Orchester und Orgel liess gross gedachte Dimensionen lebendig werden,
nicht zuletzt dank des Orgelparts, welcher von Bruno Eberhard nun auf der
Domorgel wirkungsvoll registriert und präzis betreut wurde. Der Anfang
des Psalms «Gott, unser Herrscher!» gab Martin Kronthaler, Bariton,
einen willkommenen Einstand. Nach der harmonisch wie rhythmisch
anspruchsvollen Chorpartie «Aus Kindermund» genoss man das
Solistenquartett, welches sich mit dem Chor und Orchester zu spannenden
und dramatischen Passagen vereinigte. Durch die straffe Koordination des
Dirigenten Patrick Oetterli, welcher die Raumakustik geschickt ausnutzte,
fühlte man sich der Vorstellung eines grossen Chors mit vollem
Sinfonieorchester sehr nahe.
Als «Intermezzo» konzipiert wurde die «Sommernacht» von Othmar Schoeck (1886-1957) nach dem gleichnamigen Gedicht von Gottfried Keller. Hinter der zauberhaften Welt von sirrenden und flatternden Nachtgeräuschen, von unbemerkt vertrackten Rhythmen und scheinbar völliger Auflösung eingebundener Tonarten steckt eine enorme intellektuelle Arbeit des Orchesters la pianta unter Christoph Weibel. Das Spätwerk des Schweizer Komponisten erfuhr hier eine würdige Wiedergabe.