Kritik Mai 2007 Konzert Solothurn 
 
Solothurner Zeitung, 15. Mai 2007

Entdeckungsreise durch das Werk dreier Solothurner Komponist

Franziskanerkirche Werke von Roetschi, Munzinger und Huber

Die Neuen Solothurner Vokalisten und das Orchester la pianta hatten am Samstag einen gemeinsamen Auftritt.
Geboten wurde ein hoch stehendes Konzert, mit Werken verschiedener Schweizer Komponisten.

WALTER GFELLER

Ein musikalisch hoch stehendes Konzert in der Franziskanerkirche Solothurn war Chorwerken der drei Solothurner Komponisten Alban Roetschi, Emil Munzinger und Hans Huber gewidmet. Zwei von ihnen, Roetschi und Munzinger, sind begabte Epigonen, deren Werke man gerne kennen lernt; Hans Huber hingegen darf, obwohl erst langsam der Vergessenheit entrissen, als Spätromantiker von europäischem Rang gelten.

Zu Beginn des Konzertes mit den Neuen Solothurner Vokalisten unter Patrick Oetter-li erklang von Alban Roetschi (geboren 1922) «Gottes Lob» nach Texten des Dichterpfarrers Kurt Marti. Die Form der Kantate benützt Roetschi, um mit «barocken» Begleitfiguren und «romantischer» Melodieführung bewusst eine alte, musikalisch bewährte Klangwelt neu zu gestalten. Der Chor bewies mit seiner Stimmkultur und einer klaren Diktion sein hohes Niveau, was der «odem»-Kantate sowie den folgenden Chorwerken sehr zugute kam. Harmonisch fügten sich die Solisten Theresa Lehmann, Sopran, Barbara Erni, Alt, und Andreas Jaeggi, Tenor, im dritten Teil zum Streichorchester und dem Chor ein. Das Orgel-Continuo, im Orchester platziert, betreute Domorganist Bruno Eberhard.

Munzinger, von Bach inspiriert

Unverkennbar ist die geistige Verwandtschaft der «odem»-Kantate zur Vertonung des 138. Psalms von Emil Munzinger (1821-1876). Munzinger gliedert den Psalmtext in Chor- und Solopartien auf. Der Beginn mit Chor und Orchester führt in die von J.S. Bach inspirierten Begleitfiguren, welche nun mit einer durchaus romantischen Melodieführung und Harmonik unterlegt sind - eine Praxis, wie man sie von Mendelssohns grossen 'Oratorien her kennt. Aufhorchen Hess hier das Rezitativ des Tenors Andreas Jaeggi, welcher mit seiner wohlklingenden Stimme geschickt durch alle Tonartwechsel «Es danken dir, Herr, alle Könige auf Erden» besang. Eine grossartige Fuge schloss die Vertonung des 138. Psalms ab.

Der Einstand von Martin Kronthaler

Der vertonte 8. Psalm Opus l von Hans Huber (1852-1921) für Chor, Solisten, Orchester und Orgel liess gross gedachte Dimensionen lebendig werden, nicht zuletzt dank des Orgelparts, welcher von Bruno Eberhard nun auf der Domorgel wirkungsvoll registriert und präzis betreut wurde. Der Anfang des Psalms «Gott, unser Herr­scher!» gab Martin Kronthaler, Bariton, einen willkommenen Einstand. Nach der harmonisch wie rhythmisch anspruchsvollen Chorpartie «Aus Kindermund» genoss man das Solistenquartett, welches sich mit dem Chor und Orchester zu spannenden und dramatischen Passagen vereinigte. Durch die straffe Koordination des Dirigenten Patrick Oetterli, welcher die Raumakustik geschickt ausnutzte, fühlte man sich der Vorstellung eines grossen Chors mit vollem Sinfonieorchester sehr nahe.

Als «Intermezzo» konzipiert wurde die «Sommernacht» von Othmar Schoeck (1886-1957) nach dem gleichnamigen Gedicht von Gottfried Keller. Hinter der zauberhaften Welt von sirrenden und flatternden Nachtgeräuschen, von unbemerkt vertrackten Rhythmen und scheinbar völliger Auflösung eingebundener Tonarten steckt eine enorme intellektuelle Arbeit des Orchesters la pianta unter Christoph Weibel. Das Spätwerk des Schweizer Komponisten erfuhr hier eine würdige Wiedergabe.

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