Oltner Tagblatt, 17.8.07

Ensemble Musicalina Gelungene CD-Produktion
dokumentiert ein faszinierendes Stück Solothurner Musikgeschichte

Stets auf der Suche nach neuen Herausforderungen gelingt dem Solothurner Ensemble Musicalina mit der eben erschienenen CD erneut eine musikalische Überraschung - weitab ausgetretener Pfade üblicher CD-Produktion. Musik, die in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Schweizer Franziskanerklöstern entstanden ist, bildet das spannende Programm der sorgfältigen Produktion.

Breits das vorbildlich gestaltete Booklet mit seinen Informativen Texten, den prächtigen Illustrationen und den vollständigen lateinischen Texten - samt Übersetzungen - macht neugierig auf die Begegnung mit dieser weitgehend unbekannten Musik, die von Patrick Oetterli, dem innovativen Primus inter Pares des Ensembles Musicalina, in Bibliotheken im In- und Ausland aufgespürt wurde und deren Notenmaterial - das nicht in gedruckter Form verfügbar ist - in aufwändiger Arbeit von Martin Oetterli für den praktischen Gebrauch hergerichtet wurde.

Wer kennt schon die Komponisten Berthold Hipp, Felician Suevus Schwab oder Constantin Steingaden, die zum Teil einen engen Bezug zu Solothurn aufweisen? Der im Jahre 1620 in Luzern geborene Berthold Hipp darf sogar zu den Solothurner Komponisten gerechnet werden. Dank seiner schönen stimme, war er schon als Sinknabe des St.-Ursen-Stifts Solothurn weit herum bekannt und in späteren Jahren wirkte er als Organist am G^Franziskanerkloster in der gleichen Stadt. Am 31. Oktober 1685 starb er in Solothurn. Auch der etwas ältere Felician Suevus Schwab - geboren 1611 in Altdorf bei Weingarten (Deutschland) - war Organist und später Vikar am Franziskanerkloster Solothurn, bevor er als Guardian auch in deutschen Klöstern (Schwäbisch Gmünd und Speyer) tätig war. Constantin Steingaden - 1618 in Wangen im Allgäu geboren - war Absolvent des Luzerner Jesuiten-Kollegiums und wirkte dann aber vor allem im süddeutschen Raum. 1685 starb er im Franziskanerkloster Konstanz.

Das Ensemble Musicalina - acht Vokalisten und fünf Instrumentalisten - setzt sich in verdienstvoller Weise einmal mehr mit profundem Wissen und beeindruckendem Können für diese musikalischen Raritäten ein. Und das Resultat ist erfreulich.

Eingerahmt von musikalisch reichen, klangprächtigen Doppelchören und lebendig gestalteten, kurzen Instrumentalsätzen aus "Magnifical seu Vaticinium Die parentis"(1651) von Felician Suevus Schwab erklingen neun abwechslungsreiche Sätze aus "Heliotropium Mysticum" (1671) von Berthold Hipp und eine Sonata und "Exaltabo te Domine" aus "Flores Hyemnales"(1666) von Constantin Steingaden, die mit ihren unterschiedlichsten Besetzungen - vom Solo bis zum achtstimmigen Doppelchor - für alle Sängerinnen und Sänger des homogenen Ensembles auch dankbare solistische Aufgaben bieten. reich ausgestaltete Verzierungen und lebhafte Koloraturen werden stilgerecht gemeistert und vorbildliche Textdeutlichkeit und prägnante Artikulation vermitteln ein spannendes Hörerlebnis.

Die prächtig gelungene Aufnahme, die im Oktober 2006 in der Kapuzinerkirche Solothurn durch das Tonstudio Lanz, Wasen im Emmental, realisiert wurde, dokumentiert ein faszinierendes Stück Solothurner Musikgeschichte.

Kurt Heckendorn

zurück